MODELLBAHN - ANLAGEN
Bild 1. In diesem ehemaligen Hochbunker an der Schwertstraße war der MEC Krefeld fast 30 Jahre zuhause. Foto: Bernd Zöllner
Bild 2. H0-Modell des Empfangsgebäudes Krefeld Hbf (Teilansicht).
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Aus für den Bunker
Der MEC Krefeld räumt das Feld
Ein traditionsreicher Modellbahn-Club wird heimatlos: Der MEC Krefeld muß nach fast 30 Jahren Clubgeschichte seine Anlagen "rückbauen". Die beispielhafte Geschichte dieses weit über den Niederrhein hinaus bekannten Vereins schildert das Mitglied Hans Peter Domels.
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Wie alles anfing
Es begann wie bei vielleicht vielen anderen Clubs auch: Anfang der 60er Jahre führten die zunächst losen Kontakte einiger Modellbahner zu der Idee, einen Club zu gründen. Interessierte trafen sich zunächst in einer zentral gelegenen Gaststätte in Krefeld; es wurden Modelle mitgebracht, Erfahrungen ausgetauscht, man fachsimpelte. Die Treffen wurden regelmäßiger, die Zahl der Teilnehmer stieg: Am 8. Februar 1963 wurde der Modelleisenbahn-Club Krefeld gegründet.
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"Sturm und Drang"
Jetzt ging es, auch mit der Zahl der Mitglieder, rasant bergauf - nicht zuletzt beflügelt durch die erfolgreiche Suche nach einem Domizil: Im Oktober 1963 konnte die obere Etage eines als Möbelgeschäft genutzten Hochbunkers günstig als Clubheim angemietet werden. Der damalige Eigentümer, die Bundesvermögensverwaltung, vermietete dem Verein fast 300 qm Clubräume für ganze, DM 20,-- im Monat! Dafür gab es auch viel zu tun: Fast 20 Jahre hatten die Räume im Dornröschenschlaf gelegen, die jetzt gekehrt und gekalkt und mit Strom versehen wurden.
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Um die riesige Fläche anschließend bebauen zu können, fehlte dem jungen Club das Geld. Da traten einige Mitglieder mit ihrem eigenen Material in die Lücke: Paul Riepe mit seiner Märklin-Anlage, neben der auf der unteren Etage noch die Anlage von Werner Engelmann (Grenzbahnhof "Emmerich", Zweischienen-Gleichstrom) Andreas Schaut (dito) und Rolf Zündorf (Mittelleiter-Gleichstrom) entstanden; zwischen und neben diesen Einzelanlagen baute Günther Weigend eine Ringstrecke in Zwei-Schienen Gleichstrom-Technik mit einem Systemwechselbahnhof zur Märklin-Anlage als Verknüpfung.
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MODELLBAHN - ANLAGEN
Bild 3. Modellbahn im Stil der Zeit: der "Kommando-Stand" der großen Märklin-Anlage mit dem selbstgebauten Gleisbild-Stellpult.
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Bild 4. Noch ein typisches Zeitdokument: Einladung anno 1970
(Slg. Michael Kempe)
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Eine Clubanlage muß her
Durch den Einsatz des damaligen und langjährigen Vorsitzenden Oskar Pieper - bekannt als Eisenbahnhistoriker und Autor von Dampflokbüchern - wurde energisch geplant,
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wobei sogar der schon damals über die MIBA hinaus bekannte Pit-Peg zu Rate gezogen
wurde (siehe Entwurfsskizze). Einige Mitglieder machten sich denn auch an die Ausführung und verlegten zunächst die zahlreichen unterirdischen Strecken und Abstellbahnhöfe.
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Dabei kamen selbstgebaute Gleise mit (von einem Mitglied aus Draht gezogenem) Edelstahl-Schienenprofil zum Einsatz, das jedoch bei der Verarbeitung - besonders beim Löten von Anschlußdrähten - viele Schwierigkeiten bereitete.
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Bild 5. Beneidenswert viel Platz: Blick über die Märklin-Anlage auf Güterbahnhof und Bw.
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Ja, mach' nur einen Plan...
Bekanntlich lebt ein Club von dem Engagement seiner Mitglieder, die jedoch - ebenso bekanntlich - nicht immer die gleiche Meinung und Einsatzfreude haben. So kam der Bau der Clubanlage für einige Jahre zum Stillstand, während wieder verstärkt die Privatanlagen ausgestaltet wurden. Ein Mitglied hatte sich inzwischen "verselbständigt", seine Anlage demontiert und einen eigenen Club gegründet, so daß auch in der unteren Halle, ein Raum von fast 13 m Lange und 2,5 m Breite frei geworden war.
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Bild 6. Die Clubräume im Maßstab 1:158. Im großen Raum befanden sich die diversen Mitglieder-Anlagen, in dem "kleineren" Raum (16,4 x 7,4 m!) entstand die Clubanlage. K-Kehrschleife , S = Schattenbahnhof. Zeichnung: Harald Ruppelt
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Bild 7. Der große Viadukt lag rechts vom Treppenaufgang zwischen zwei Tunnels.
Bild 8. Auch in H0 viel bestaunt: die "Loreley" mit F-Zug der Epoche 3.
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Bild 9. Unverkennbar die Hand des Maestro: Pit- Pegs's Entwurf für die Clubanlage - "never released before!"
Bild 10. Wehmütige Erinnerungen - an die Märklin-Anlage des MEC Krefeld und die zeittypische Modell-Architektur.
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"Krefeld Hbf" soll es werden
Schnell war der Plan gefaßt, diesen freien Raum für ein Modell des Krefelder Hauptbahnhofes mit seinem ausgedehnten Gleisvorfeld zu nutzen. Eine Initiativgruppe machte sich - nach den Grobarbeiten der Mauerdurchbrüche - an die Errichtung des Unterbaus in Holzständerbauweise mit aufgeschraubten 19 mm-Spanplatten. Im unterirdischen Teil wurde industriell gefertigtes Gleis- und Weichenmaterial verwendet, verlegt nach Eigennorm: kein Radius unter 900 mm und keine Steigung über 2 %. Selbstentwickelte Weichenantriebe - mit Uhrwerksmotor, Getriebe und Schieber auf einer Gewindestange. Umschalt- und Rückmeldekontakten - konnten dank der gut ausgerüsteten Hobby-Werkstatt von Günter Seidel quasi in Kleinserie gefertigt werden. Oberirdisch kamen die von einigen Mitgliedern bereits erprobten Eigenbauweichen mit Federzungen zum Einbau, mit denen auch ungewöhnliche Weichenwinkel realisiert werden konnten.
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Bild 11. Trotz der gewaltigen Ausmaße der Clubanlage wurde auch die Detailgestaltung nicht vernachlässigt: Partie am Güterbahnhof.
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Alle Gleise wurden auf angeschrägten Korkbettungen verlegt. Die großen Temperaturschwankungen von 0 ° - 40 ° stellten besondere Anforderungen an die Gleisverlegung; Erfahrungen mit Gleisverwerfungen hatten wir schließlich schon bei anderen Anlagen gesammelt.
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Bis 1990 waren durch Austritte, Verkäufe oder als "Erbe" einiger Mitglieder alle Privatanlagen in den Besitz des MEC Krefeld übergegangen; sie wurden liebevoll instandgehalten, so daß eine ständige Betriebsbereitschaft gewährleistet war.
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Bild 12 veranschaulicht die Geländebau-Methode und zeigt einen der im Text erwähnten Schattenbahnhöfe mit den selbstgebauten Weichenantrieben.
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Bild 13. Blick über die Weichenstraße des Bahnhofes auf das Bw, das auf...
Inzwischen hatte sich auch auf der oberen Clubanlage wieder etwas getan. Der alte Plan war "out", andere Mitglieder hatten andere Pläne, die das bereits Gebaute nutzten und erweiterten. Auch hier gab es für Gleisverleger, Antriebsbauer, Elektroniker und Landschaftsarchitekten viel zu tun und es ging ständig weiter voran - bis zum "Aus" in diesen Räumen des MEC, denn der Vermieter, der inzwischen den Bunker übernommen hatte, kündigte dem Verein zum Jahresende '92.
Der Abbau
Seit die Kündigung unumstößlich geworden ist, wird an allen Clubanlagen der möglichst geordnete Rückbau betrieben. Vorher wurden zahlreiche Modellbahnclubs der nahen und fernen Umgebung noch einmal zu einem Besichtigungs-Wochenende eingeladen, das gut besucht war.
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Auch haben wir die "gesammelten Werke" durch den in Modellbahnerkreisen bekannten Fotografen Bruno Kaiser festhalten lassen.
Die Zukunft
Das Fähnlein der aufrechten Mitglieder hat trotz der Unbilden des Schicksals noch nicht resigniert.
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Neue Clubräume konnten wir uns bis jetzt noch nicht vertraglich sichern; zwar ist einiges in Aussicht, aber der finanzielle Rahmen ist recht eng gesteckt. Vielleicht können wir auch wieder einen Bunkerraum bekommen; damit haben wir ja Erfahrung...
Mal sehen, was aus uns wird!
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Alle Fotos, wenn nicht anders vermerkt: Bruno Kaiser
...Bild 14 nochmals näher zu sehen ist.
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