Modellbau
Bei Großprojekten wie der Pündericher Galerie lohnt es sich, Gußformen für häufig benötigte Teile herzustellen. Die Kunstbauten und Felsen auf der Clubanlage sind daher aus Gipsgußteilen gebaut, für die entsprechende Silikonformen hergestellt worden sind. Die Anfertigung der Formen gelingt auf Anhieb, wenn man ein paar Tips und Tricks befolgt.
Die Urmodelle für Silikonformen können aus nahezu allen Materialien gebaut werden. Insbesondere bieten sich hierfür Polystyrolprofile und -platten, Gips, Holz, Karton etc. an. Dabei kommt es nicht auf die Farbgebung an.
Materialien für das Urmodell
Die Mauerteile für den Viadukt, die Stützmauer, die Straßenbrücke sowie die Tunnelportale sind im wesentlichen aus Gips "gemauert". Dazu wurden im Abstand von ca. 5 mm zwei dünne Polystyrolstreifen auf eine Polystyrolplatte gelegt und der Zwischenraum mit Gips ausgegossen. Nach dem Abbinden des Gipses wurden die PS-Streifen entfernt. Mit einem alten Messer ist der so entstandene Gipsstreifen in kleine ca. 5x5 mm große und ca. 1 mm starke "Gipssteine" gebrochen worden. Diese Steine weisen an der Bruchkante schöne unregelmäßige Steinstrukturen auf. Aus diesen Steinen sind die Urmodelle regelrecht gemauert worden. Um die aufwendige Arbeit zu vereinfachen, ist zunächst nur ein kleines Mauerstück entstanden, das als sogenanntes Zwischenmodell abgegossen wurde. Die Abgüsse schließlich bilden zusammengesetzt das endgültige Urmodell.
Für den Bau des Viadukts, der Stützmauer sowie der Straßenbrücke sind Gießformen aus Silikon hergestellt worden. Dazu ist zunächst ein Urmodell aus Gips, Polystyrolstreifen und käuflichen Mauerplatten gebaut worden. Dieses Urmodell ist auf eine Pappe aufgeklebt, deren Ränder zu einem Kasten hochgebogen und verklebt werden. Dabei ist darauf zu achten, daß das Urmodell plan aufliegt und keine Spalten zwischen der Pappe offenläßt. Gegebenenfalls müssen die Spalten zugespachtelt werden.
Urmodell und Gußkasten
Das Urmodell wird nun dünn mit Trennwachs eingepinselt, damit sich später die fertige Silikonform besser herausnehmen läßt. Ohne den Wachs bleibt die Form leicht an den Gipsstücken des Urmodells hängen und wird unter Umständen beim Entformen beschädigt. Nach dem Auftragen des Trennmittels berechnet man etwa die benötigte Menge Silikon (RTV/NV, niedrig-viskos) und mißt sie ab. Aus dem benötigten Volumen ergibt sich nach den Herstellerangaben die Vernetzermenge. Beide Komponenten werden gut miteinander verrührt, was anhand der Färbung gut kontrolliert werden kann. Zum Teil geben die Hersteller keine Hinweise zur Mengenberechnung. Aus dem benötigten Volumen berechnet man das Gewicht, indem man mit dem spezifischen Gewicht von 1,35 g/cm3 multipliziert. Die Vernetzerzugabe beträgt etwa 2-2,5 %. 40 Tropfen Vernetzer sind ca. 1 g. Da nicht alle Hersteller für ihre Vernetzerflaschen Tropfeinsätze mitliefern, besorgt man sich notfalls einen aus der Apotheke.
Nun übergießt man das Urmodell dünn und verteilt das Silikon mit einem Pinsel. Dadurch erreicht man, daß sich direkt am Urmodell keine Luftblasen mehr befinden, die sich bei den späteren Abgüssen bemerkbar machen würden. Danach kann der Gießkasten so voll gegossen werden, daß sich über der höchsten Stelle des Urmodells noch ca. 5 mm Silikon befinden. Die Form muß jetzt mindestens 6 Stunden aushärten, bevor sie entnommen werden kann. Dazu werden die Ränder des Pappgießkastens geöffnet und die Form vorsichtig abgehoben. Im Zweifelsfall ist dabei eher das Urmodell als die Form zu beschädigen. Abschließend werden die Kanten der Form mit einer Schere schräg abgeschnitten, da sich das Silikon hier etwas aufwirft.
Entformen
Bevor von Silikonformen Abgüsse gemacht werden können, legt man sie zunächst in Wasser, das mit einem kleinen Spritzer Spülmittel versetzt ist. Nun rührt man Modellgips in Wasser ein, so daß der Gipsbrei noch gießfähig ist. Nachdem man die Formen gerade auf die Arbeitsfläche gelegt hat, gießt man den Gips in die Form. Bei detailreichen Formen gießt man nur wieder eine dünne Schicht und verteilt sie mit einem Pinsel, bevor die Form aufgefüllt wird. Nun schnippt man die Kanten der Formen ein paar Mal hoch, damit sich eventuelle Luftblasen lösen. Nachdem der Gips etwas angezogen hat, zieht man die Oberseite mit einem alten Lineal o. ä. glatt. Der Gips benötigt etwa eine dreiviertel Stunde zum Abbinden, bevor der Abguß aus der Form genommen werden kann, ohne ihn zu zerbrechen. Es empfiehlt sich daher, mehrere Formen zeitgleich zu gießen, da der Vorgang zeitaufwendig ist. Zum endgültigen Trocknen brauchen die Abgüsse je nach Stärke bis zu einer Woche.
Abguß
Modellbau mit Gipsabgüssen
Die Gipsabgüsse lassen sich einfach zum Bau größerer Teile zusammensetzen, weil sie sich problemlos sägen und feilen lassen. Die Gußteile können mit einem Kontaktkleber auf Sperrholz geklebt und dann an der Stoßstelle mit Gips verspachtelt werden. An der gespachtelten Stelle ist die Steinstruktur mit einer Reißnadel manuell nachzugravieren. Wenn der Kleber nicht hält, streicht man die Rückseiten der Gußteile vor dem Verkleben mit einem porenschließenden Grundierer. Dabei muß man darauf achten, daß die Grundierung nicht auf die sichtbaren Seiten kommt, weil sonst die Farbgebung nicht mehr möglich ist.
Beim Zusammensetzen müssen die Gipsteile höhengleich ausgerichtet sein, weil sich Gips nicht biegen läßt. Dazu feilt man Unebenheiten auf den Rückseiten ab, oder man unterfüttert mit Pappstreifen. Bei Natur- oder Bruchsteinmauern können die die Gipsteile an Ecken stumpf zusammenstoßen. In diesem Fall graviert man die fehlenden Strukturen nach. Dazu wird der Gips befeuchtet.
Details in den Gipsabgüssen kommen erst durch die richtige Farbgebung heraus. Hierbei haben sich stark verdünnte Aquarellfarben aus dem Künstlerbedarf bewährt. Diese Farben sind sehr (!) stark zu verdünnen. Als Daumenregel muß der mit einem Zentimeter Farbe hoch bedeckte Gefäßboden noch gerade erkennbar sein. Im Zweifelsfall lieber zu dünne Farbe mehrfach auftragen. Vor dem Farbauftrag muß das Gipsteil noch gut mit Wasser befeuchtet werden. Bei der Beurteilung der Farbwirkung ist zu beachten, daß feuchter Gips erheblich dunkler als trockener Gips erscheint. Die endgültige Wirkung läßt sich daher erst nach dem Trocknen feststellen.
Farben
Der Viadukt ist zunächst mit heller Aquarellfarbe gestrichen worden. Danach sind zusätzlich trockene Pigmentfarben aufgetragen worden, die schließlich mit aufgesprühtem Klarlack fixiert sind. Die Ziegelsteinbögen haben einen deckenden Farbauftrag aus in Wasser gelösten Pigmenten erhalten. Nachdem die rote Farbe getrocknet war, sind die Teile befeuchtet worden. Anschließend ist helle, ockerfarbene Pigmentlösung aufgetragen und sofort wieder mit einem Lappen flach abgewischt worden. Dabei hielt sich die helle Farbe nur in den Mauerfugen.
Viaduktbogen
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Stützmauer
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Verwendet man hingegen - wie oftmals zu lesen - Acrylfarben, schmiert man die Details der Modellsteine regelrecht zu. Bei der beschriebenen Methode kommen die feinen Steinstrukturen auch nach der Farbgebung noch heraus.
Der Bau von Modellfelsen gelingt mit Silikonformen ebenfalls einfach. Dazu übergießt man einen größeren Stein dünn mit Silikon und läßt es aushärten. Hierbei wählt man eher 2,5-3 % Vernetzerzugabe, um den Vorgang zu beschleunigen. Anschließend baut man aus Pappe einen Kasten, der etwas größer als der Stein ist, und füllt den Boden mit Gips. Danach drückt man den Stein zusammen mit der Silikonform in den Gips, um ein Gießbett für die dünne Silikonform zu erhalten. Wenn der Gips abgebunden hat, entfernt man den Stein und die Form. Das so hergestellte Bett ist notwendig, weil die Form allein beim späteren Abgießen nicht stabil genug wäre. Nachdem das Gießbett trocken ist, kann man die ersten Abgüsse machen.
Zum Abgießen legt man zunächst eine Lage Frischhaltefolie in das Gießbett, damit sich der Gips nicht mit dem Bett verbinden kann. Dann paßt man die Form in das Bett ein und kann mit dem Gießen beginnen.
Nach dem Durchtrocknen des Abgusses erfolgt die Farbgebung. Auch hierfür verwendet man Aquarellfarben. Je nach Gesteinsart kann der Fels zunächst mit heller Farbe gestrichen werden. Die feinen Gesteinsstrukturen hebt man mit stark verdünnter schwarzer Aquarellfarbe hervor. Den Gips vorher unbedingt einnässen. Gegebenenfalls können abschließend nach dem Trocknen noch mit Kreide oder Farbpigmenten einige Stellen nachbearbeitet werden.
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